The Wire - 1. Staffel

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  18. Dezember 2010, 11:30  -  #Fernsehen

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Nach 10 Jahren hat es diese Serie aus dem Hause HBO geschafft hier zu erscheinen. Ich stiess eher zufällig auf sie, nachdem ich einen Beitrag auf Deutschlandfunk gehört hatte:

link zu dem Beitrag

link zu einem weiteren Beitrag über den Erfinder David Simon

link zu einem Artikel auf faz.net

Nach '24', 'The Sopranos' und 'Lost' hatte ich wieder Lust bekommen auf etwas anspruchsvolleres Fernsehen im Stile der grossartigen Serie 'Deadwood'. Es besteht immer ein gewisses Risiko sich auf diese Serien einzulassen, da mittlerweile das Angebot immer grösser und immer unübersichtlicher wird, aber in diesem Fall hat es sich vollends gelohnt.

Die Erzählstruktur und die Machart unterscheidet sich angenehm von vielen anderen Produkten des amerikanischen Fernsehens. Die Autoren nehmen sich viel Zeit um Handlung und Charaktere langsam zu formen und erwarten vom Zuschauer auch allerhöchste Konzentration. Es geht hier nicht um Schauwerte, Mystery, Suspense oder Action, sondern darum ein realistisches Bild gewisser Teilaspekte des modernen Lebens in einer Grossstadt, als da wären die Mechanismen des Drogenhandels, die Arbeit der Polizei (Drogenfahndung und Mordkomission), Schicksale von Menschen und die Verstrickungen der Politik.

Das interessante ist, dass diese Geschichten sowohl aus der Sicht der Gesetzeshüter als auch der Kriminellen gezeigt werden, mit der Konsequenz, dass sich klassische Muster von 'Gut und Böse' zunehmend auflösen. Es gibt hier endlich einmal eine Serie, bei der es keine Identifikationsfiguren gibt, keine Helden, keinen richtig sympathischen 'Good Guy' oder 'Bad Guy'. Man betrachtet das alles aus einer gewissen Distanz und macht sich seinen Reim.

Die erste Staffel bezieht ihren Reiz aus der verschachtelten Handlung und der grossen Komplexität. Man muss zuhören und aufpassen um der Handlung folgen zu können und gerade das macht Spass. Die einzelnen Folgen empfand ich als sehr realistisch und lebensnah. Neben der Handlung gibt es aber Zwischentöne, die sehr aufschlussreich sind: so werden Prinzipien einer "funktionierenden" Hierarchie aufgezeigt, zwischenmenschliches Verhalten, die Bedeutung eines Ehrenkodex und die Korrumpierbarkeit von Menschen. 

Auf der anderen Seite zeigt die Serie auch sehr akribisch, wie schwer es für die Polizei ist den Kriminellen auf die Spur zu kommen, wie viele bürokratische Hürden zu nehmen und v.a. Argumente notwendig sind, damit Vorgesetzte einwilligen. Man kann daraus viele Rückschlüsse ziehen und zum Ende der ersten Staffel zeigen sich die ersten Hinweise, wie Kriminalität funktioniert.

Mir fiel v.a. positiv auf, dass die Charakterzeichnungen sehr nah an der Realität sind, was Möglichkeiten zur Reflexion bietet, ein absolut positiver Aspekt dieser Serie. Man fragt sich immer wieder, ob man sich in den Charakteren wieder erkennt, wie man selbst gehandelt hätte und ob rigide Moralvorstellungen immer das richtige Mittel sind?

Ich freue mich sehr auf die kommenden Staffeln.

Listen carefully!

Rick Deckard

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