Coraline – Henry Selick

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  16. Februar 2010, 16:11  -  #Filme

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Puppen und ein Film mit phantastischer Thematik! Abschreckend für viele! Wahrscheinlich der Grund, dafür, dass niemand mit mir über diesen Film gesprochen hat. Um den voreingenommen Leser noch mehr zu verschrecken, spreche ich nun auch noch von Zauberei und Märchen!

 

Ich begrüße nun die noch dabei gebliebenen filminteressierten Menschen. Der Film Coraline ist großes hintersinniges und spektakuläres Kino. Die Paarung der klassischen Stop-Motion-Animation mit der gegenwärtigen 3-D-Technik, kann als Formvollendung bezeichnet werden.

 

In die kleine Coraline muss man sofort verliebt sein. Sie ist sehr unzufrieden mit ihren Eltern und hat den süßesten Dickkopf seit Dickkopfmädchen Gedenken. Ohne dass die Geschichte in einen Selbstfindungstrip abdriftet, wird das Erwachsene und (hoffentlich) kinderreiche Publikum permanent selbstbewusst mit dem Gedanken hinterlassen, dass das Leben eben kein Wunschkonzert ist. Coraline flüchtet in eine atemberaubende Parallelwelt, die scheinbar annehmbarer ist, als ihr tägliches Chaos. Fast geht sie den Pakt mir dem Teufel ein, entscheidet dann aber moralisch frühzeitig und richtig, noch lange bevor sie versteht, was Verlust und Tod bedeutet.

 

Und genau hier sind wir auch schon bei der Erklärung, warum, ich hier von großem Kino spreche, vielleicht von der „Schönheit des Kinos“. Die Geschichte drückt eine stückweise tiefe Finsternis aus. Kaum ertragbar, muss man tief in die Welt seiner eigenen Albträume abtauchen, wird aber später und auch zwischendurch von Regisseur Selick (Nightmare Before Christmas) abgeholt und in wahrlich Lebensbejahende Gefühlswelten geschossen.

 

Außerdem beinhaltet der Film noch eine Weißheit bzw. Selbstverständnis. Er drückt die Sehnsucht nach sofortiger Wunscherfüllung aus. Unweigerlich muss man an Alice im Wunderland und den Zauberer von Oz denken.

 

Coraline ist im Vergleich zu allen bisherigen Animationsfilmen (inkl. den von mir überschwänglich bewerteten UP) einer der wirklich inhaltlich tiefen, komplexen und optisch visionären, sowie anspruchsvollen Film unserer Zeit. Ein kleines Meisterstück!

 

Alan Lomax

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